Diese Pfade sind die sogenannten „Shared Socioeconomic Pathways" basierend auf Mitter et al., 2020; O'Neill et al., 2017, 2014; Daigneault und Favero, 2021.
Nachhaltige Pfade
Das gesellschaftliche und ökologische Bewusstsein nimmt stetig und deutlich zu. Die öffentlichen und privaten Akteure arbeiten effizienter zusammen. Umwelt- und primärsektorbezogene politische Maßnahmen werden umgesetzt, und zwar einschließlich Wald- und Landnutzungsregulierung, Abschaffung produktionsfördernder Subventionen, Besteuerung von umweltschädlichen Aktivitäten und Aufstockung der Mittel für regulierende Ökosystemleistungen sowie kulturelle Ökosystemleistungen. Forstressourcen und andere Ressourcen werden in geringerem Maße abgebaut. Der Fokus der Technologieentwicklung liegt auf niedrigen Emissionen, Ressourceneffizienz, höherer Produktivität des Primärsektors mit ökologischeren Verfahren, effizienterer Verarbeitung von Biomasse, rasanter Entwicklung neuartiger Produkte sowie effizientem Recycling von Holz und anderer Biomasse. Mögliche Veränderungen von Nachfragemustern wären unter anderem eine geringere Nachfrage nach Frischholz, Papier, Karton und Fleisch sowie eine erhöhte Nachfrage nach zertifiziertem und legal beschafftem Holz, biobasierten Materialien und pflanzlichen Lebensmitteln. Zunehmend bevorzugte transparente und kurze Wertschöpfungsketten in Verbindung mit internalisierten Transportkosten mindern den Handel.
Etablierte Pfade
Die soziale, wirtschaftliche, technologische und ökologische Entwicklung folgt historischen Trends. Umweltpolitische Maßnahmen existieren zwar, wie zum Beispiel die Regulierung der Waldnutzung, sie sind jedoch lückenhaft. Es gelingen nur geringe Fortschritte bei der Umsetzung neuer Umweltstandards und umweltpolitischer Instrumente, und die Agrarpolitik ist primär auf internationale Wettbewerbsfähigkeit, Produktivität und Effizienz ausgerichtet. Eine Verbesserung des Umweltzustands wird damit erreicht, die Ressourcenerschöpfung nimmt hingegen zu. Dabei steigen der Ressourcenverbrauch und die Energieintensität mit nur leicht abnehmender Tendenz weiter an und die Abholzung altbestehender Wälder folgt dem historischen Trend. Die Erträge der Forstplantagen steigen aufgrund einer intensiveren Bewirtschaftung und die landwirtschaftlichen Erträge nehmen auf Kosten der Waldflächen zu. Es besteht weiterhin eine teilweise Abhängigkeit von fossilen Brennstoffen. Die Nachfrage nach traditionellen forstwirtschaftlichen Produkten bleibt bestehen und diese werden regional gehandelt. Die Nachfrage nach lokal erzeugten Lebensmitteln, biobasierten Materialien, regulierenden Ökosystemleistungen und Landschaftselementen steigt langsam an.
Abgegrenzte und lokal rivalisierende Pfade
Das Umweltbewusstsein nimmt ab und jeweilige nationale Sorgen um Autarkie, Kompetitivität und Sicherheit schaffen eine stärker aufgespaltete Welt mit weniger Zusammenarbeit zwischen nationalen und multinationalen Regierungsstellen sowie strengeren Handelsbeschränkungen. Umweltpolitische Maßnahmen und (Waldnutzungs-)Vorschriften sind mangelhaft und räumlich heterogen, während durch primärsektorbezogene politische Maßnahmen versucht wird, die nationalen Produktionskapazitäten zu erhalten und dabei Produktionsstandards niedrig gehalten werden. Die Abholzung altbestehender Wälder nimmt im Vergleich zu den historischen Trends zu und die Energieintensität des Konsums steigt, wobei die Nachfrage nach Umweltsystemleistungen sowie damit verbundene öffentliche Zahlungen sinken. Die Prozesse der Technologieentwicklung und -verbreitung verlangsamen sich aufgrund schwächerer Zusammenarbeit zwischen öffentlichen und privaten Akteuren sowie geringerer Investitionen. Dies führt zu minimalen Fortschritten bei der Entwicklung biobasierter Materialien, zu einem Produktivitätsfokus anstelle eines Treibhausgasemissions-Reduktionsfokus sowie zu einem geringen Produktivitätswachstum im Primärsektor, der vorrangig auf lokalem Wissensmanagement beruht. Das Streben nach Autarkie führt zu einer veränderten Nachfrage nach Nahrungsmitteln (stark verarbeitete und traditionelle Nahrungsmittel in begrenzter Auswahl), Futtermitteln und Agrartreibstoffen sowie zu einem energieintensiven Konsum, welcher eine stabile Nachfrage nach Holz-Biomasse für die Energieerzeugung in Haushalten und Industrie gewährleistet. Die internationale Marktintegration ist rückläufig, während Neokolonialismus und Landnahme zunehmend an Bedeutung gewinnen und die nationale Marktkonzentration abnimmt.
Ungleiche Pfade
Die Ungleichheiten nehmen aufgrund höchst ungleicher Investitionen in das Humankapital zu, wodurch die sozialen Disparitäten sowohl zwischen als auch innerhalb von ländlichen und städtischen Gebieten ansteigen und zu einer sozialen Segregation führen. Europäische Institutionen und Lieferketten werden größtenteils von einer geschäftsorientierten, wohlhabenden Oberschicht dominiert und gestaltet. Dieser Umstand spiegelt sich in den Umwelt- und Primärsektorregulierungen wider: die Waldnutzung ist stark reglementiert, Umweltstandards fallen im Allgemeinen (außer in landschaftlich reizvollen Regionen) und agrarpolitische Maßnahmen zielen zunehmend auf Wirtschaftswachstumsförderung und Technologieentwicklung ab. Forstplantagen werden ertragreicher und deren Management bessert sich, während man sich in der Technologieentwicklung auf die Steigerung der Energieeffizienz und auf erneuerbare Energietechnologien konzentriert. Ressourcen werden zunehmend übernutzt und der Energieverbrauch folgt historischen Trends, wobei in den Industrieländern der Übergang hin zu einer geringeren Verbrauchsintensität schneller erfolgt. Die Nachfrage nach Energie aus holziger Biomasse ist weltweit konstant, die Nachfrage nach europäischen Agrar- und Nahrungsmittelprodukten wird zunehmend vielfältiger und die Binnennachfrage nach Futtermitteln und biobasierten Rohstoffen, die nicht der Nahrungsmittelproduktion dienen („Non-Food Commodities“) sinkt. Die diversifizierte Nachfrage nach europäischen Agrar- und Nahrungsmittelprodukten reicht von lokalen und exotischen, handwerklich hergestellten Produkten mit pflanzenbasiertem Fleischersatz (einkommensstarke Gruppen) bis hin zu billig hergestellten, massenproduzierten und einfachen Lebensmitteln (einkommensschwache Gruppen).
Hochtechnologische und von fossilen Rohstoffen getriebene Pfade
Die Gesellschaft vertraut stark auf wettbewerbsorientierte Märkte, technologische Innovation, Materialismus, fossil-basierte Energie und partizipatorische Gesellschaften als mögliche Bestandteile für eine nachhaltige Entwicklung unter rasanter Technologie- und Humankapitalentwicklung. Die Befolgung nachhaltiger land- und forstwirtschaftlicher Bewirtschaftungspraktiken ist räumlich heterogen und die Umweltstandards sind wesentlich niedriger als der Status quo. Subventionen für Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsysteme werden reduziert, um sie an die Ideale eines liberalisierten und integrierten Marktes anzupassen. Natürliche Ressourcen werden aufgrund des höheren Ressourcen- und Energieverbrauchs überbeansprucht (über den historischen Trend hinausgehend). Die Bewertung von Ökosystemleistungen erfolgt nur auf lokaler Ebene (speziell in und um urbane Gegenden) und Waldflächen werden in Weideflächen umgewandelt, um die Nahrungsmittelnachfrage aufgrund der weltweit gestiegenen Nachfrage nach tierischen Produkten trotz der höheren Ernteerträge decken zu können. Die erwartete Bandbreite an nachgefragten Nahrungsmitteln ist sehr unterschiedlich und könnte sich je nach geografischen Gegebenheiten unterscheiden, wobei die erwartete Nahrungsmittelnachfrage in Europa durch hohe Qualität und Neuartigkeit gekennzeichnet sein würde (z.B. exotische „Superfoods“, kultiviertes Fleisch und Insekten). Erträge und Bewirtschaftung auf Forstplantagen nehmen aufgrund der steigenden Nachfrage nach Investitionen in Holzanbautechnologien rasch zu. Gleichzeitig wird das wirtschaftliche Wachstum der Landwirtschafts- und Nahrungsmittelsysteme durch die zunehmenden Investitionen in technologisches Know-how und in die Ausbildung von Mitarbeitenden angekurbelt. Die Nachfrage nach biobasierten Industrierohstoffen und innovativen Produkten steigt, die Nachfrage nach Strom aus holziger Biomasse und nach Kraftstoffen für den Verkehr nimmt aufgrund des hohen Pro-Kopf-Energieverbrauchs zu, und die Nachfrage nach fossilen Rohstoffen bleibt hoch. Die Forst- und Agrarmärkte sind globalisiert, was eine Spezialisierung und Investitionen in neue Technologien und Produkte ermöglicht.